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Freiheit

Freiheit…

Das ist es was Natur für mich bedeutet. Wenn ich nach draußen gehe, dann reduziere ich mich auf das nötigste und lasse überflüssiges Gepäck einfach weg – in echt und auch im Kopf.

Um zu verstehen, dass es genau darauf ankommt, hat es eine dreitägige Wanderung im strömenden Regen durch einen von Neuseelands Nationalparks gebraucht. Der Gedanke kam, als ich so in der Mitte von Tag 2 angekommen war – absolut jedes Kleidungsstück, dass ich am Körper getragen habe, völlig durchnässt, mit einem 13 Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken, völlig verfroren und mit schmerzenden Füßen… Und der Regen wollte einfach nicht aufhören. Da habe ich dann durchaus angefangen zu hinterfragen, wieso zur Hölle ich mir das eigentlich angetan habe, denn der gute Blick vom Gipfel, der alle Strapazen belohnt, ist natürlich ausgeblieben.

Aber mir ist klar geworden wieso: Die Antwort ist Freiheit.

Aber was bedeutet Freiheit in einem solchen Moment eigentlich?

Schon beim Packen fängt es an. Ich lasse allen unnötigen Ballast zuhause. Würde ich irgendwo anders hinfahren, hätte ich sicher mal drüber nachgedacht meinen Laptop mitzunehmen, denn dann könnte ich vielleicht auf dem Weg dorthin noch etwas für die Uni machen. Oder sicherheitshalber noch eine Hose mehr – man weiß ja nie… Wenn ich meinen Wanderrucksack packe, denke ich gar nicht an sowas. Der Laptop bleibt zuhause, die zweite Jeans und noch so einiges weiteres auch, denn alles muss ich die ganze Zeit mit mir rumtragen. Und bei jedem Gegenstand, der in meinen Rucksack wandert, frage ich mich: „Brauche ich das wirklich?“ Schon hat man ganz viel Gepäck zuhause gelassen.

Und es geht weiter. Wer kennt das nicht? Man hat eine Nachricht bekommen, nur kurz antworten… Wenn man in Neuseeland im Nationalpark unterwegs ist, geht das schonmal gar nicht. Hier hat man nämlich nirgendwo Netz. Also kein Kontakt nach Hause. Aber ich habe festgestellt, mir fehlt das gar nicht. Und wenn ich zu Hause mal für einen Spaziergang raus gehe, habe ich beschlossen, auch einfach mal mein Handy zuhause zu lassen. Es lenkt doch nur ab.

So jetzt habe ich schon viel weggelassen, das mich von meinem Abenteuer Natur ablenken könnte. Fehlt nur noch eins. Diese blöde Stimme in meinem Kopf, die mir andauernd sagt: „Wenn du zurückkommst, darfst du dich nicht ausruhen. Du musst für das eine Fach einen Aufsatz schreiben und einen Impuls für den LK verfassen und nächste Woche solltest du auch anfangen für den Test zu lernen und vergiss nicht, am Samstag hat eine Freundin Geburtstag und, und, und …“

Daran denke ich auch auf meiner Wandertour. Ich laufe weiter durch den Regen. Gefrustet setze ich einen Fuß vor den andern. Ich muss auf den Boden schauen um den großen Pfützen auf dem Weg auszuweichen. Ein Schritt nach dem anderen; 5 bis 6 Stunden am Tag; 3 Tage dasselbe. Und wenn man anfängt auf seine Schritte zu achten, vergisst man plötzlich alles, was einem im Kopf so rum spukt. Es ist ein gleichmäßiges Vorwärtskommen, immer im selben Tempo. Und die stressenden Gedanken bringen mir im Moment überhaupt nichts außer Stress. Also denk ich einfach nicht mehr drüber nach.

Und jetzt sind wir an dem Punkt, wo die Freiheit ins Spiel kommt. Mein Kopf ist leer und ich bin einfach im hier und jetzt. Ich denke über meine nächsten Schritte nach und über nichts anderes. Auf dem Weg läuft mir niemand über den Weg und ich kann stehenbleiben wo immer ich will und mir die Landschaft anschauen solange ich will. Einfach mal an nichts denken, da sein, wo ich sein möchte, und im hier und jetzt leben. Das ist absolute Freiheit!

Ich habe mir vorgenommen, dass ich das nächste Mal nicht auf meine nächste Mehrtageswanderung im Regen warten werde, um diese Freiheit zu genießen. Schon beim nächsten Spaziergang kann man genau dasselbe tun. Denn es gehört gar nicht so viel dazu.

In diesem Sinne, genießt die Freiheit und lasst das Gepäck einfach mal daheim! Ich wünsche euch noch einen tollen Konvent,

Eva-Maria